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Die Abenteuer der biZZiklette

Die biZZiklette und die Tiefen der Donau

Die Frühlingssonne scheint warm auf das Linzer Donauufer. Die biZZiklette strampelt gemütlich den schmalen Radweg der Lände entlang. Die Frische des Frühlings weht ihr um die Nase und sie überquert die blaue Donau. Auf der Brücke hält sie an und betrachtet sehnsüchtig die Möwen, die anmutig ihre Kreise über dem Wasser ziehen.

Am Anlegeplatz wird gerade ein Schiff beladen. Hafenarbeiter und Matrosen schultern die großen Jutesäcke und tragen sie auf das alte Schiff. Der Kapitän, ein junger mutiger Seefahrer aus den verwinkelten Tiefen der Südsee, kontrolliert das Treiben an Board und schreitet in seiner prachtvollen Uniform auf Deck entlang. Irgendetwas zieht seinen Blick wie magisch auf die Brücke, vor der das Schiff liegt. Da erblickt er sie zum ersten mal. Eine Welle des Glücks durchfährt ihn plötzlich.

Sein einziger Gedanke liegt nur noch bei ihr. Voller Freude und Sehnsucht winkt er der biZZiklette zu. Sie setzt ihre Füße wieder auf die Pedale und radelt neugierig zum Anlegeplatz. Voller Entzückung lädt sie der Kapitän auf sein Schiff ein, um ihm auf der bevorstehenden Fahrt Gesellschaft zu leisten und ihr die Schönheit des Donautals zu zeigen. Die Abenteuerlust der biZZiklette ist geweckt und sie möchte die Fahrt auf dem sagenumwobenen Fluss nicht missen. Bedächtig schiebt sie ihr Fahrrad über die morschen Planken des Stegs auf das knarrende Schiff. Der Kapitän gibt stolz den Befehl zum Ablegen und das voll beladene Boot bewegt sich langsam aus dem Hafen. Begleitet vom Geschrei der Möwen befahren sie den blauen Strom Richtung Osten.

So passieren sie kleine Städte und Dörfer, die Matrosen singen ihr Lied und vertäuen die Ladung an Deck. Überglücklich der biZZiklette seine Welt zeigen zu können steht der Kapitän am Steuerrad und merkt nicht wie langsam weißer Nebel aufzieht und sich verdichtet. Das Ufer verblasst langsam und das Schiff versinkt im kalten Dunst. Die Matrosen verstummen, nur noch das klatschende Geräusch der Wellen, die den Bug treffen, ist zu hören.

Da vernimmt die Mannschaft leisen Gesang vom fernen Ufer. Es drängt sie an die Reling. Alle lauschen der hellen Stimme, die ein trauriges Lied über den Fluss trägt. Wie gebannt suchen die Blicke der Matrosen im dichten Nebel die Quelle der schönen Melodie. Da lichtet sich plötzlich der Nebelschleier und lässt eine zarte Gestalt auf einem schroffen Felsen thronend erkennen. Verzaubert durch das Wehklagen der Donaunymphe vergessen die Matrosen alles um sich herum und einer nach dem anderen stürzt in das schwarze Wasser, um in den Armen der schönen Nymphe zu versinken. Allein den Kapitän berührt der betörende Gesang des Wesens nicht, denn all seine Gedanken kreisen nur um die biZZiklette, die neben ihm am Steuer steht. Entsetzt muss er mit ansehen, wie seine Mannschaft, Mann für Mann, dem nassen Tod entgegen springt und sich in die kalten Fluten der Donau wirft. Die Todesschrei der verzweifelten Matrosen im trüben Wasser beschwören ein altes Wesen au den Tiefen der Donau.

Ein Waller, Tausend Jahre alt und Tausend Ellen lang, wütet jetzt im schwarzen Nass und das Wasser färbt sich Rot vom Blut der verlorenen Seemänner. Plötzlich verstummen die Rufe, das Schiff liegt ruhig auf dem stillen Wasser und die biZZiklette stürzt ungläubig die Treppe zu Reling hinab, um nach Überlebenden zu suchen

….Erfolglos….

Sie sieht in der Ferne die Umrisse des schwarzen Fisches mit tobender Geschwindigkeit das ansteuern. Das Wasser bäumt sich auf und aus den Fluten wirft sich der Waller dem Boot entgegen. Er spring über das Boot, sein Schatten verdüstert den fahlen Himmel. Sein Körper dreht sich majestätisch im Flug und mein einem einzigen grausamen Biss verschlingt er den Kapitän, der fassungslos sein Steuer umklammerte. Der Fisch schlägt wieder im Wasser ein. Mit seiner Heckflosse zerschmettert er den Bug des Schiffes und verschwindet wieder in der Tiefe. Das alte Boot beginnt augenblicklich zu sinken.

Die biZZiklette reagiert flink. Mit einem Handgriff zieht sie ihr treues Gefährt zu sich heran und pustet und pustet die Reifen des Fahrrades auf, bis sie prall gefüllt sind. Als das Schiff ein letztes Gurgeln zum Abschied ertönen lässt sitzt die biZZiklette bereits auf ihrem Fahrrad. Mit fest aufgeblasenen Reifen radelt sie friedsam auf dem wieder klaren Wasser der Donau entlang. Die Sonne wärmt ihr Gesicht und die steife Prise des Rückenwindes lässt sie schnell den heimatlichen Hafen erkennen.

Begrüßt vom Geschrei der Möwen betritt sie das Linzer Ufer und denk im Stillen bei sich:

„Was für ein herrlicher Tag für einen Bootsausflug….“

Fotos: Susanne Hödlmoser