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Die Abenteuer der biZZiklette

Die biZZiklette und die Wiederkehr des Rothkrebschen

Dieses Abenteuer der biZZiklette greift auf die Legende „La naissance de Rothkrebschen“ zurück und erzählt eine Geschichte der Wiederkehr

Der Mond stand wieder im Zeichen der Jungfrau und Jupiter und Venus blinkten freundlich auf die weißen Dächer des uns wohlbekannten Städtchens, so wie damals. Der Nachthimmel gebar sich so unendlich groß und reizvoll, dass die biZZiklette nicht widerstehen konnte einen Ritt auf ihrem geliebten Rad entlang der Küsten zu wagen. Dort am Ufer, wo die Wellen landeinwärts brachen und ein frischer Wind den Hauch einer salzigen Prise aus der italienischen Ferne mit sich trug, dort hielt sie für einen Moment inne.

Das schwarze Wasser teilte mit seiner samtigen Stille die Stadt und zu beiden Seiten tanzten die Schatten ihrer Bewohner, Lichter irrten und verschwanden am Fenster, aber alles still und lautlos. Die biZZiklette vernahm bereits das eigentümliche Knarren und mit ab und an klopfenden Geräuschen schleppte sich wieder die unheimliche Gestalt das Ufer entlang. Der eckige Kopf tanzte auf den Wellen und von der mit rötlichen Flaum bedeckten Brust perlte das schwarze Wasser, als es sich aus den Fluten erhob. Seine Hände hatten nur zwei Finger, die durch eine Haut verwachsen waren. Diese hob es zum Gruße an die biZZiklette und der schuppige Leib glänzte im Mondlicht.

Die biZZiklette wusste sofort wer dieser nächtliche Wanderer war und begrüßte ihn freundlich, jedoch ohne die Contenance zu verlieren. “Rothkrebschen ist wieder da! Hurrah! Rothkrebschen ist da!” Verwundert über den einsamen Empfang tat es sein Staunen kund und mit dem Klang in der Ferne verhallender Glocken erkundigte es sich über die fehlenden Bankett Gäste und den avalonischen Faun, die ihm beim letzten Besuch so großzügig ihre Gastfreundschaft offerierten. Doch das einsame alte Grand Hotel, zwei Ellen landeinwärts, wo der Langustuid beim letzten Besuch Zuflucht fand, fiel der Flut und der Kaltblütigkeit des Kapitalismus zum Opfer.

Voller Ehrerbietung bot die biZZiklette dem Rothkrebschen an, es auf ihrem Rad mitzunehmen und auf das prachtvolle Schiff zu bringen, wo sie die Bankett Gäste seither ihre Geister tanzen ließen. Dankend nahm das fremde Wesen an und die Räder senkten sich schwer unter der Last des neuen Fahrgastes. Sie überquerten die leuchtende Brücke und fuhren am dunklen Ufer entlang, bis sie die Lichtwirbel des Schiffes auf der Donau walzen sahen. Der Landungssteg lag einladend vor ihnen und der sanfte Klang der Musik hieß sie willkommen. Sie betraten das Schiff und das Rothkrebschen wurde ebenso herzlich empfangen wie damals. Schon bald saß es da, in seinem knallroten Abendanzug und ließ sich ein prächtiges Dinner servieren.

In dieser Nacht war das Städtchen erfüllt von Harmonie und Glückseligkeit und niemand wusste ein böses Wort über einen anderen zu sprechen. Als schließlich die Röte der schüchternen Morgensonne vorsichtig die Dunkelheit vertrieb und die Bankett Gäste den Weg in ihre warmen Betten suchten, stand die biZZiklette wieder am Steg. Ihr Fahrrad in den Händen, die nur noch aus zwei Fingern bestanden, die durch eine Haut verwachsen waren.

Sie sog die kalte Morgenluft ein, setzte bedacht die Beine auf die Pedale und fuhr langsam dem Licht entgegen.

Fotos: Susanne Hödlmoser