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Die Abenteuer der biZZiklette

Die biZZiklette im Rausch der Wolken

Der Frühling zeigt seine zarten Sprossen und die ersten Knospen strecken sich schau zur Sonne. Voller Stolz nutzt die biZZiklette den herrlichen Tag, um ihr neues Fahrrad zu testen. Golden glänzt das Velo im warmen Licht und an der langen Stange baumelt die kleine Fahne der biZZiklette. Sie radelt durch die Gässchen ihrer schönen Stadt und holpert die Schienen der Eisenbahnbrücke entlang. Doch dort hinten teilen sich die Schienen plötzlich. Neugierig und erstaunt folgt sie der Abzweigung und strampelt weiter den neuen Weg entlang.

Die Schienen scheinen immer steiler zu verlaufen und die biZZiklette liegt einen niedrigeren Gang ein. Höher und höher leitet sie das Gleis. Die biZZiklette weiß nicht genau, wo sie sich befindet, der Nebel ist nun so dicht, dass sie kaum was erkennen kann. Doch sie fühlt sich immer leichter und muss sich kaum mehr anstrengen, um den Schienensträngen zu folgen. Sie hält an und setzt ihren Fuß in den Nebel. Da bemerkt sie, dass es gar kein Nebel ist, sie steht hoch über den Wolken. Die Sonne strahlt im azurblauen Himmel, es ist ganz still.

Langsam schiebt sie ihr Rad weiter und sieht sich um. Aus den majestätischen Wolken fort sich eine Stadt. Ihre Schritte hallen laut und tonlos durch die einsamen Häuserschluchten. Die Stadt wirkt verlassen und wie aus einer längst vergangen Zeit Eine Metropolis der Wolken? Tiefer und tiefer dringt sie in die Stadt vor. Schuhe liegen verstreut in den Straßen, alte Zeitungen tanzen wie Irrlichter auf den Bürgersteigen und werden schließlich vom Wind weitergetragen. Die wuchtigen alten Autos stehen verlassen mit offenen Türen vor toten Ampeln und in den verstaubten Auslagen der Konditoreien verschimmelt schon lange das Gebäck. Es wirft fast, als sei plötzlich alles Leben aus der Stadt verschwunden. In entsetzlicher Panik davon gelaufen.

….davon gelaufen vor was?

Da vernimmt die biZZiklette das schallende Echo schwerer Hufe in den Fluchten der Metropolis. Langsam und fest treten sie den bröckelnden Asphalt. Die biZZiklette hält den Atem an und starrt wie gebannt in die Richtung des Getöses. Ein heftiger Wind zieht plötzlich auf. Er ist warm und trägt den Geruch von Erdbeeren mit sich. Die Fahne der biZZiklette beginnt wild und laut an der Langen Stange zu flattern.

Der Wind wird immer heftiger und bunter Sternenstaub reibt wie heißer Sand das Gesicht der biZZiklette. Sie verdeckt die Augen, doch so plötzlich der Sturm aufzog, so plötzlich verstummt er wieder. Sie schielt vorsichtig zwischen ihren Fingern in die dunstige Straße.

Dort hinten, ganz am Ende zwischen den alten Hochhäusern erblickt sie es. Fassungslos starrt sie auf das anmutige Wesen. Ein Galaxy Unicorn, so prachtvoll und herrlich, das sein Anblick ihr die Sinne raubt. Es türmt sich auf, die silbernen Hufe heller als die Sonne, die lange Mähne fließt als Regenbogen den Sternenkörper entlang. Das lange Diamanthorn schneidet die Luft mit einem ohrenbetäubenden Sirren, als es den Kopf nach hinten wirft.

Ein Wiehern entfährt der goldenen Kehle des Galaxy Unicorns, so gewaltig, dass die Fassaden der umliegenden Häuser einstürzen. Die biZZiklette wirft sich zu Boden und presst die Hände fest auf die Ohren, um nicht wahnsinnig zu werden. Da, so plötzlich und zielstrebig setzt das Wesen zum Galopp an und hält direkt auf die biZZiklette zu. Das mächtige Schlagen der Hufe lässt die Erde beben und jeder Tritt des Galaxy Unicorns hinterlässt eine Spur aus tiefen Kratern, gefüllt mit prächtig schillerndem Mondstaub. Unaufhaltsam und den blanken Irrsinn in den Augen donnert das Wesen der biZZiklette entgegen um sie zu zertrümmern…. so wie es mit all den anderen armen Seelen dieser Stadt geschehen ist, die den Tod unter den schweren silbernen Hufen fanden.

Die biZZiklette springt auf und greift nach der Fahnenstange an ihrem Rad. Ein kurzer Ruck und sie hält die Stange in der Hand. Gekonnt schwingt sie sich auf ihr treues Velo, ihre Lanze fest unter den Arm geklemmt. Bereit sich dem Ungetüm zu stellen, tritt sie in die Pedale und radelt dem Galaxy Unicorn entgegen.

Das Tier, rasend vor Wut über diese Dreistigkeit, scheißt bunte Laserblitze aus dem Diamanthorn und versucht die biZZiklette vom Rad zu schmoren. Elegant weicht diese den Attacken aus und treibt ihr Fahrrad noch schneller voran. Der Geruch von Erdbeeren ist nun so stark, dass die biZZiklette fast ohnmächtig wird. Das Galaxy Unicorn setzt im vollen Galopp zum finalen Sprung an, um die biZZiklette unter seinen Hufen zu zermalmen. Genau in diesem Moment reißt die biZZiklette ihre Fahnenstange hoch und rammt sie in die Brust des Monstrums.

Der Aufprall ist gewaltig.

Ein gellender Schrei zerfetzt die Szenerie und das Galaxy Unicorn explodiert in eine Milliarde weißer Schmetterlinge, die wie tote Motten zu Boden prasseln. Heftig atmend steht die biZZiklette unter dem weißen Regen, der auf sie nieder strömt. In der Hand die Fahnenstange. Sie blickt nach oben und dort, aufgespießt und zuckend, steckt das riesige Zuckerherz des Galaxy Unicorns.

Die Sonne strahlt ebenso hell, wie zu Beginn und der sanfte Wind schmeichelt um die Wangen der biZZiklette. Sie setzt die Füße wieder auf die Pedale ihres Velos und dreht langsam um. Betulich und ohne Hast radelt sie den Weg zurück, den sie gekommen war.

Unter ihrem Reifen knistert und raschelt es, als sie durch das weiße Meer aus Schmetterlingen den Heimweg antritt und ein Lächeln huscht ihr übers Gesicht, als sie denkt:

„Was für ein herrlicher Tag für einen Ausflug“

Fotos: Susanne Hödlmoser